Video über Standup Meetings

Thomas Lieder hat ein schönes Video ausgegraben, in dem Stacia Broderick, Boris Gloger, Denise Vielehr, Hubert Smits, Jens Ostsergaard und Tamara Sulaiman vormachen, wie man ein Standup keinesfalls durchführen darf. Freundlicherweise haben sie die Regeln, nach denen es ablaufen sollte auch gleich mitgeliefert. Das sind 8 1/2 Minuten, die sich durchaus lohnen. Viel Spaß:

(Falls der Link bei Ihnen nicht funktioniert, gehen Sie bitte direkt auf http://www.youtube.com/watch?v=B3htbxIkzzM).

Statistiken zu agilen Projekten

In seinem jüngsten Eintrag im Cutter-BlogIf Agile Were to Go Mainstream“ fasst der Cutter Metrikexperte Michael Mah seine Auswertungen über agile Projekte zusammen, die er aus seiner über 7400 Projekte umfassenden Projektdatenbank erstellt hat. Zu den interessantesten Schlussfolgerungen zählen meines Erachtens:

  • Die meisten agilen Projekte waren überdurchschnittlich schnell: Etwa 80% lagen über dem Industriedurchschnitt, einige sogar doppelt so schnell, wie traditionelle Projekte. Umgekehrt heißt dass natürlich auch, dass 20% langsamer waren, als der Durchschnitt.
  • Agile Teams waren überdurchschnittlich groß, allerdings stieg die Fehlerquote nicht, wie bei traditionellen Projekten, mit der Teamgröße. Die Neigung zu größeren Teams überrascht mich und steht im Gegensatz zu meiner persönlichen Erfahrung. Ob das kulturelle Unterschiede sind, also der deutschsprachige Raum insgesamt eher zu großen Projekten neigt, ob meine Erfahrung da nicht repräsentativ ist, oder ein Missverständnis vorliegt, ist eine spannende Frage.
  • Agile Projekte haben niedrigere Fehlerraten. Am besten schneiden gut eingespielte XP Teams ab, deren Fehlerraten zum Teil um 30-50% unter dem Industriedurchschnitt lagen. Damit wird die Behauptung gestützt, testgetriebene Entwicklung trage wesentlich zur technischen Qualität eines Produkts bei.

Den vollständigen Artikel – mitsamt einem launigen Aufmacher zum Ursprung agiler Verfahren – finden Sie hier.

Praktiken I: Retrospektiven

Zu den – neuen – Kerngedanken agiler Entwicklung gehört die Idee, den Prozess in die Verantwortung des Teams zu geben. Das entspricht zum einen dem agilen Manifest, das ja fordert, dass „Individuen und Interaktion wichtiger sind, als Prozesse und Werkzeuge“. Zum anderen wird hier einmal wieder ein Konzept aus dem „Lean Management“ umgesetzt: Bei Toyota haben die Arbeiter in der Produktion erheblichen Einfluss auf die Produktionsprozesse. Schließlich wissen sie am besten, was gut funktioniert und was nicht.

Die Verantwortung für den Prozess zu bekommen bedeutet freilich nicht, dass jeder tun und lassen kann, was er will. Das Team muss vielmehr definieren, wie es arbeitet und diesen Prozess ständig verbessern. In seinen Crystal Methoden hat Alistair Cockburn die „Methodology Shaping Workshops“ nach jeder Auslieferung als eine der wenigen bindenden Praktiken definiert. Seitdem vor sieben Jahren Norm Kerths Buch „Retrospectives“ erschienen ist (siehe unten), haben sich Retrospektiven in allen agilen Verfahren als zentrale Praktik entwickelt: Regelmäßig stattfindende Workshops, auf denen alle Beteiligten reflektieren, wie das letzte Release gelaufen ist und beschließen, was in Zukunft anders gemacht werden soll. Es handelt sich dabei um eine Reflexion der gelebten Projektpraxis, also nicht um ein Review eines Prozessdokuments und auch nicht um einen Audit.
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Neue Serie: Agile Praktiken

Agilität scheint nun auch in Deutschland Schwung zu bekommen. Als Folge davon treffe ich immer wieder auf ein gesteigertes Interesse an Informationen über die grundlegenden agilen Praktiken. Ich werde deshalb in loser Folge einige zentrale agile Praktiken vorstellen mit Links zu weiteren Informationen. Diese Artikel werden allerdings etwas ausführlicher, als gewohnt.

Den Anfang dieser Serie machen Retrospektiven.

Agile Zertifizierung basisdemokratisch: WeVouchFor

Das Thema „Zertifizierung“ wurde in den letzten Jahren in der agilen Gemeinschaft sehr kontrovers diskutiert. Die Scrum Gemeinschaft hat sich mit einem eigenen Zertifizierungsprogramm „selbständig“ gemacht, das nicht zuletzt wegen der zum Teil sehr niedrigen Zertifizierungsschwelle vielfach sehr kritisch diskutiert wurde – nicht nur von mir (der „Certified Scrum Master“ ist im wesentlichen die Teilnahmebescheinung an einem zweitägigen Kurs).

Brian Marick, einer der innovativsten Querdenker unter den Agilisten und Laurent Bossavit haben nun einen radikal anderen, basisdemokratischen Ansatz in der Alpha-Version gestartet: We Vouch For… Die Idee ist so einfach wie bestechend: Jeder kann sich als Mitglied einschreiben und Mitglieder zertifizieren sich gegenseitig. Um den einzelnen Zertifikaten Substanz zu geben, muss man genau angeben, wofür man den Kollegen zertifiziert und vor allem, auf welcher Basis. So lautet mein Zertifikat für Johannes Link zum Beispiel:
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Veröffentlicht unter Agilit

Gedanken beim Zeitunglesen

„Bügerrechte [gibt es] nur, wenn sie [den Staat] nicht gefährden“. Dieser Satz stammt nicht von unserem Innenminister, sondern aus einem Kommentar von Kurt Kister in der Süddeutschen Zeitung vom 4. Dezember 2007 und bezieht sich auf den Wahlbetrug bei den russischen Dumawahlen.

„Alle grundrechtlich geschützten Bereiche enden irgendwo“. Dieser Satz stammt tatsächlich von unserem Innenminister aus einem Interview mit der „Welt am Sonntag“ am 20. Januar 2008 (zitiert nach der SZ vom 21.1.2008, Seite 1).

Mich stimmt diese Ähnlichkeit sehr nachdenklich.

Planungshorizonte

In den Frühzeiten agiler Entwicklung wurde mir einmal während einer Podiumsdiskussion über Entwicklungsprozesse aus dem Publikum die folgende Frage gestellt: „Sie propagieren die schnelle Reaktionsfähigkeit und die Anpassungsfähigkeit an den Markt. Das klingt sehr schön, aber wir müssen Produktplanungen über die nächsten fünf Jahre vorlegen. Wie können Sie das mit agiler Entwicklung tun?“ Ich war neugierig geworden, welche Branche so lange Zukunftsperspektiven nicht nur ermöglicht, sondern offensichtlich einzufordern scheint und so fragte ich erst nach, aus welcher Branche der Fragesteller denn käme. Die Antwort erregte allgemeine Heiterkeit: „Wir bauen Handys.“

Ich empfahl dem Fragesteller, die derzeitigen Prozesse unbedingt beizubehalten, sollte es ihnen tatsächlich gelungen sein, vor fünf Jahren vorherzusehen, dass der SMS-Versand von Jugendlichen die wichtigste Einnahmequelle der Mobilfunkbetreiber werden würde – zu dieser Zeit war der SMS-Service noch keine fünf Jahre alt.

Der Handyhersteller ist übrigens mittlerweile insolvent, unter anderem, weil er sich am Markt nicht schnell genug bewegt hatte.

CfP für EuroPLoP Pattern-Konferenz

Bis zum 18. Februar ist noch Zeit, seine persönlichen Pattern-Versuche für die EuroPLoP 2008 in Irsee einzureichen. Ziel der Konferenz ist die Unterstützung von Pattern-Autoren und solchen, die es werden wollen. Jeder Autor erhält zunächst einen erfahrenen Patter-Autoren, einen „Shepherd“, beseite gestellt, der Hinweise und Tipps gibt, wo das Papier verbessert werden kann. Bis zum 18.4. hat man Zeit für einige Iterationen, dann wird entschieden, ob das Papier in einen „Writer’s Workshop“ kommt, also in einer Gruppe auf der Konferenz noch einmal gereviewt wird, oder ob der Autor auf dem Konferenz selbst weiteres Shepherding erhält.

Die EuroPLoP ist eine einzigartige Konferenz, die vollständig darauf ausgerichtet ist, Kontakte zwischen den Autoren zu knüpfen. Die Teilnehmerzahl ist auf 60 Personen begrenzt. Die meisten (guten) europäischen und ein Teil der amerikanischen Patternbücher der letzten zehn Jahre haben zumindest eine ihrer Wurzeln auf der EuroPLoP, viele zukünftige Bücher werden dort ihre Wurzeln haben. Und viele erste Anfänge dieser Bücher, die auf der EuroPLoP eingereicht wurden, waren möglicherweise schlechter, als das, was gerade in Ihrem Kopf oder Schreibtisch brütet. Zudem ist es eine einmalige Gelegenheit, Reviewkultur und Schreibkultur zu lernen.

Den vollständigen Call for Papers gibt es unter http://www.hillside.net/europlop/.