Noch 238 Tage bis zur Wahl: Die „Logik“ der Populisten

Vielleicht finden Sie den ein oder anderen Gedanken der sogenannten „Neuen Rechten“ gar nicht so uninteressant. Vielleicht gibt es ja Argumente, die Sie für gar nicht so abwegig halten? Oder Sie kennen jemanden, auf den das zutrifft? Dann hilft es vielleicht, wenn Sie sich deren Logik und Argumentationsmuster etwas genauer ansehen.

Mir sind in den öffentlichen und auch privaten Diskussionen der letzten anderthalb Jahre immer mal wieder einige typische Logikfehler aufgefallen, die jeder für sich eher lässlich sind, systematisch angewendet aber genau das Dickicht aus Halbwahrheiten und Fehlschlüssen ergeben, aus denen Verschwörungsideologien ihre scheinbare Überzeugungskraft gewinnen. Diese Fehler sind hochtoxisch, weil man leicht auf sie hereinfällt und erst sehr spät – und manchmal auch gar nicht – merkt, dass man in Gelände geführt wurde, das allen eigenen Werten Hohn spricht. Hier also meine persönliche Hitliste:

  • Selektive Wahrnehmung: Wer sich im Wesentlichen auf Seiten wie PI-News und Russia Today informiert, bekommt – entgegen jeder Statistik schnell den Eindruck, Deutschland würde unter Ausländerkriminalität ins Chaos abrutschen. Der Mechanismus ist sehr einfach: Wenn man jeden Fahrraddiebstahl eines Ausländers groß herausbringt, schwerste Verbrechen durch Deutsche, wie den Fall Höxter oder den NSU aber nicht thematisiert, verändert sich schnell die Wahrnehmung der Leser. Nachdem der Mensch ohnehin zu „Bestätigungsfehlern“ neigt, wird so ein selbstverstärkender Prozess im Kopf des Lesers in Gang gesetzt: Grölende Jugendliche benehmen sich dann nicht einfach nur schlecht, sondern sind ein weiterer Beleg für den Untergang des Abendlandes, vorausgesetzt, sie haben dunkle Haare und Augen. Selektive Wahrnehmung ist eine Grundvoraussetzung für Vorurteile und für politischen Extremismus jeder Couleur. Das beste Gegenmittel ist es, auch die eigene Wahrnehmung immer wieder bewusst zu hinterfragen: Was müsste ich sehen, um meine Meinung zu ändern? Und wo kann ich es sehen?
  • Ex falso quod libet: Bei diesem beliebten Fehler werden scheinbar logische Schlussfolgerungen aus unsinnigen Annahmen gezogen (was mathematisch gesehen immer korrekt ist). Ein schönes Beispiel für diesen Fehler war die Diskussion um den Familiennachwuchs von Geflüchteten: „Wenn eine Millionen Flüchtlinge kommen und jeder sieben Familienmitglieder nachholen darf, kommen acht Millionen Menschen“ wurde behauptet. Die Gefahr dieses Musters liegt darin, dass die Aussage erst mal korrekt gerechnet ist und daher plausibel erscheint, obwohl die Voraussetzungen völlig aus der Luft gegriffen sind. Dass im letzten Jahr nur knapp 80.000 Menschen per Familiennachzug kamen, zeigt die offensichtliche Fehlrechnung. Oft werden bei den (falschen) Voraussetzungen verbreitete Vorurteile bedient, wie in diesem Beispiel. Das mindert die Gefahr, dass die Zuhörer die Voraussetzungen hinterfragen und erhöht die Chance, dass sie brav die anschließenden korrekten logischen Schritte mitgehen Richtung Angst, Hass und Ressentiment.
  • Kategorisierung: Will man über gesellschaftliche Themen sprechen, muss man Menschen in Kategorien einordnen. „Deutsche Staatsbürger“ ist nun mal leichter zu handhaben, als alle 80 Millionen Individuen aufzuzählen. Allerdings kann man durch die Wahl entsprechender Kategorien fast jede beliebige Aussage rechtfertigen. Wer Menschen nach ihrer Hautfarbe kategorisiert, wird Abseits dermatologischer Fragestellungen sehr schnell in die gefährlichen Gewässer des Rassismus geraten. Was ich messe, das sehe ich und wenn ich die Menschheit nur noch in „Deutsche“ und „Flüchtlinge“ einteile werde ich jedes beliebige Vorurteil bestätigt finden (was ist eigentlich mit all den Nicht-Deutschen Nicht-Flüchtlingen?). Das gleiche gilt, wenn ich von „den Politikern“ oder „den Journalisten“ rede, und ihnen vermeintlich bestimmte, meist negative Eigenschaften zuschreibe. Die Gruppen sind jeweils so groß und so heterogen, dass man dann für fast jede Aussage Beispiele anführen kann. Und Hand auf’s Herz: Wer hat noch nie zustimmend genickt, wenn es einmal wieder hieß „Die Politiker sind…“? Statt zu nicken wäre die Frage „Kennst Du auch Politiker, bei denen das nicht der Fall ist?“ viel hilfreicher.
  • Falsche Umkehrschlüsse: Wenn es regnet, werde ich nass. Aber wenn ich nass werde, bedeutet das noch lange nicht, dass es regnet. Ich könnte auch unter der Dusche stehen. Wenn ein Terrorist aus Syrien kommt, heißt das noch lange nicht, dass Syrer Terroristen sind. Wenn einzelne Menschen die Sozialhilfe missbrauchen bedeutet das noch lange nicht, dass Sozialhilfeempfänger alle Betrüger sind. Genau solche falschen Umkehrschlüsse findet man aber zuhauf in den einschlägigen Diskussionen. Sie sind einfach zu enttarnen, wenn man das Prinzip einmal auf sich selbst anwendet: Andreas Baader, Uwe Böhnhardt, Gudrun Ensslin und Uwe Mundlos waren alle Deutsche und sie waren Terroristen. Ich bin ebenfalls Deutscher, aber deshalb noch lange kein Terrorist.
  • Korrelation und Ursache verwechseln: „Das Bett ist der gefährlichste Ort der Welt, schließlich sterben über 90% der Menschen im Bett“. Dieses Schema wird gerne im Zusammenhang mit der Kriminalitätsstatistik eingesetzt, um scheinbar nachzuweisen, dass Deutsche weniger kriminell wären, als Nicht-Deutsche. Es ist nicht wirklich erstaunlich, wenn Mitglieder international tätiger Drogenkartelle oder Terrorgruppen in den meisten Ländern, in denen sie kriminell tätig werden, Ausländer sind. Das liegt aber nicht daran, dass Nicht-Deutsche krimineller wären, als Deutsche, sondern in der Natur der jeweiligen Organisation. Es ist auch nicht erstaunlich, dass die Anhänger des IS überwiegend Moslems sind – im Gegensatz übrigens zu den Anhängern rechtsextremer Terroristen, bei denen Moslems eher unterrepräsentiert sind. In all diesen Fällen findet man statistische Korrelationen, die aber höchstens auf indirekt ursächliche Zusammenhänge hinweisen. Kriminalität hat seine Ursachen in der Regel im sozialen Umfeld, nicht in Nationalität, Religion oder Abstammung. Wenn es hier Kreuzkorrelationen gibt, sagt das etwas über soziale Ungleichheiten aus und ist kein Beleg für rassistische, antiislamische oder nationalistische Vorurteile.

Alle diese Logikfehler sind tief in uns angelegt und wir alle machen sie immer wieder. Wenn man sich selbst dabei ertappt, kann man sich korrigieren. Für die Demokratie gefährlich werden diese Argumentationsfehler, wenn sie bewusst und systematisch eingesetzt werden, um menschenverachtendes Gedankengut scheinbar zu legitimieren. Wirklich toxisch wird es, wenn Konstrukte eingesetzt werden, die gegen Nachfragen und Zweifel immunisieren. Die beiden häufigsten sind:

  1. Delegitimierung anderer Quellen: Wenn man die Behauptung aufstellt, Wissenschaftler seien ohnehin alle gekauft, muss man sich nicht mehr damit beschäftigen, dass 98% der Klimawissenschaftler darin übereinstimmen, dass derzeit ein menschengemachter Klimawandel stattfindet und auch nicht mehr mit ihren (übrigens ziemlich guten) Argumenten. Wenn man behauptet, alle Journalisten seien unter Kontrolle der Regierung und nur die eigenen Informationen seien nicht gelogen, dann immunisiert man seine Anhänger gegen jeden kritischen Gedanken. Man baut eine in sich geschlossene Verschwörungsideologie auf. Das war der eigentliche Sinn, warum Joseph Goebbels den Begriff der „Lügenpresse“ eingesetzt hat: Er wollte seiner eigenen Propaganda die Alleinvertretung verschaffen, indem er die freie Presse diskreditiert. Wer heute diesen Begriff nutzt, ist sich dessen bewusst.
  2. Opferrolle: Wenn man mit verhaltensauffälligen Jugendlichen arbeitet, kennt man dieses Muster nur zu gut. Das Gegenüber wird so lange provoziert, bis er angreift. Dann stellt man sich selbst als das Opfer dar. Wer wirklich Opfer ist, der genießt Schonung, verdient Mitleid und darf Notwehr einsetzen. Dieser Grundkonsens der Menschlichkeit wird hier skrupellos missbraucht. Auch das ist ein bekanntes Muster aus dem letzten Jahrhundert. Es dient nicht nur dazu, den Gegner mundtot zu machen, sondern macht die eigene Bewegung auch attraktiv für andere, die sich – berechtigt oder nicht – ebenfalls als Opfer sehen. Wer es heute politisch einsetzt, weiß, in wessen Tradition er steht.

Um die Gesamtkonstruktion zu verstehen, kann man in Martin Morlocks „Hohe Schule der Verführung nachlesen:

„Demagogie betreibt, wer bei günstiger Gelegenheit öffentlich für ein politisches Ziel wirbt, indem er der Masse schmeichelt, an ihre Gefühle, Instinkte und Vorurteile appelliert, ferner sich der Hetze und Lüge schuldig macht, Wahres übertrieben oder grob vereinfacht darstellt, die Sache, die er durchsetzen will, für die Sache aller Gutgesinnten ausgibt, und die Art und Weise, wie er sie durchsetzt oder durchzusetzen vorschlägt, als die einzig mögliche hinstellt.“ (zitiert nach https://de.wikipedia.org/wiki/Demagogie)

Demagogie ist ein Grundpfeiler des Totalitarismus.

Noch 246 Tage bis zur Bundestagswahl

tldr; Die nächste Bundestagswahl entscheidet nicht (nur) über zukünftige parlamentarische Mehrheiten, sondern ob Deutschland als freies Land erhalten bleibt. Zu hoffen, dass schon alles gut gehen wird, ist mit Blick auf die Ereignisse des letzten Jahres zu gefährlich. Wir haben noch 246 Tage Zeit, mehr als 70 Jahre Frieden zu verteidigen.

Noch ist der Wahltermin am 24. September 2017 nicht amtlich, aber es wird wohl auf ihn hinaus laufen. Dann sind es noch 246 Tage bis zum entscheidenden Datum. Und diese Wahl wird anders, als die bisherigen Wahlen, an denen ich teilgenommen habe. Früher ging es darum, ob Kohl Kanzler bleibt (meistens blieb er es auch gegen meine Stimme), oder ob Deutschland ein wenig neoliberaler oder doch ein Quäntchen ökologischer werden sollte (meistens wurde es auch gegen meine Stimme etwas neoliberaler). Alles wichtige Fragen, aber keine, die unseren Staat in seiner Substanz angegriffen hätten. Diesmal ist es anders.

Zum einen ist der internationale Kontext anders. Mit Polen zeigt uns die führende Nation Osteuropas, wie schnell eine prosperierende und sympathische Demokratie in eine Parteiendiktatur abrutschen kann, stets unter Hinweis auf eine angebliche Mehrheit. Für Polen besteht noch Hoffnung, Ungarn hat sich längst in die rechtsautoritäre Autokratie verabschiedet und die Türkei, ein Staat mit dessen Bürgern viele Deutsche mittlerweile engste Familienbande unterhalten, weil ihre Eltern oder Großeltern von dort stammen, wandelt Erdogan eine mühsam aufgebaute Demokratie in atemberaubendem Tempo um in eine folternde, faschistoide Klerikaldiktatur. Wohl gemerkt, alle drei Staaten sind Mitglieder der NATO, zwei von ihnen Mitglied der EU.
Offen ist derzeit noch, welche Folgen die Ernennung eines offensichtlich unter einer narzistischen Persönlichkeitsstörung leidenden Reality-TV-Pöblers und dem sich daraus ergebenden Machtgewinn einer seit Jahren am rechtsextremen Rand mäandernden Tea Party für die USA hat, dem wichtigsten Führungsstaat der westlichen Welt. Es braucht aber eine Menge Phantasie, um da noch auf positive Szenarien zu kommen.
Mit dem Brexit hat sich Großbritannien als eine weitere Führungsmacht des Westens zwar nicht auf antidemokratischen Kurs begeben, aber zumindest als Folge einer typisch rechtspopulistischen Lügenkampagne aus seiner internationalen Verantwortung und Führungsrolle verabschiedet und um Frankreich als weitere demokratische Führungsmacht noch am Jahresende zu sehen, braucht man schon eine gehörige Portion Optimismus.

Bleibt noch Deutschland. Man kann durchaus trefflich über die aktuelle Regierungspolitik streiten, aber noch funktionieren bei uns die Regeln der Demokratie, haben wir eine freie Presse, freie Meinungsäußerung und ein freies, respektiertes Verfassungsgericht. Wer wie ich als erklärter Gegner der bayerischen Staatsregierungspartei seit über 40 Jahren in Bayern lebt, weiß die Segnungen der demokratischen Minderheitenrechte durchaus zu schätzen, ebenso die Fähigkeit, Unterschiede aushalten zu können und Differenzen friedlich beizulegen.
Machen wir uns nichts vor: Genau darum geht es bei dieser nächsten Wahl. Werden wir weiterhin die Rechte von Minderheiten und Opposition schützen? Werden wir weiterhin eine Presselandschaft haben, in der Zeitungen von der Welt und FAZ bis zur taz möglich, wertgeschätzt und erwünscht sind? Oder gerät auch Deutschland als eine der letzten Bastionen der liberalen Demokratie in den Strudel der Rechtspopulisten? Menschen, die Demokratie mit der Diktatur der Mehrheit verwechseln; die Freiheit missverstehen als ihre eigene Freiheit, nach Herzenslust rumpöbeln zu können und nicht vor allem als die Freiheit ihrer Mitmenschen, anders sein zu können, als sie selbst; die Loyalität verwechseln mit äußerlicher Homogenität?
Es ist wahr, die einzelne Stimme bewirkt nicht viel, aber wir haben noch 246 Tage Zeit, mit anderen zu sprechen, sie zu sensibilisieren, dass komplizierte Probleme nicht mit einfachen Haudrauf-Lösungen lösbar sind. Dass über 70 Jahre Frieden kein Zeichen von Schwäche sind, sondern von der enormen Stärke, viele verschiedene Lebensentwürfe zu ermöglichen und wertzuschätzen, auch wenn sie nicht den eigenen entsprechen. Nicht Homogenität macht die Stärke unseres Landes und unserer Gesellschaft aus, sondern Diversität, Toleranz und gegenseitiger Respekt.
Es gibt im September genügend Parteien zur Auswahl, die diese Werte nach persönlichem Geschmack ausgestalten. Vermutlich gibt es keine Partei, mit der man völlig übereinstimmt, aber Demokratie besteht nun einmal nicht unbedingt darin, dass die Besten an die Macht kommen (wer immer das sein mag), sondern dass die Macht so weit begrenzt und kontrolliert wird, dass auch ganz normale Menschen mit allen ihren Fehlern nicht allzu großen Schaden anrichten können. Das ist mühsam, sichert aber wirkungsvoller Frieden und Wohlstand als jeder andere bekannte Ansatz.
Es ist ein zentrales Element rechtspopulistischer und rechtsextremer Rhetorik, diesen erreichten Frieden und Wohlstand zu zerreden und mit tendenziöser und zum Teil auch erlogener „Berichterstattung“ ein Gefühl der Unsicherheit und Bedrohung zu erzeugen – im klaren Widerspruch zu allen verfügbaren Statistiken und Fakten. Sie vermitteln den Eindruck eines „Failed State“, um die Demokratie und ihre Mechanismen zu diskreditieren (oder – in leichteren Fällen – Wähler abzufischen). Gegen dieses hoch wirksame Gift können wir uns wehren, jeden Tag, bei Freunden, Bekannten und Kollegen.
Wer die Kontrollmechanismen der Demokratie diskreditiert, die Presse unkritisch als Verschwörer und Lügenschleudern darstellt und systematisch die Grenze des sagbaren verschiebt hin zu Menschenverachtung und Demokratiefeindlichkeit, wer die normalen und leider auch weniger normalen Unwägbarkeiten des Lebens zum angeblichen Staatsversagen aufbläst, der präsentiert keine besseren Lösungen, sondern bereitet nur den Boden, auf dem Hass und Gewalt wachsen. Der zerstört die Basis unseres Friedens.
Es sind noch 246 Tage, das zu verhindern. Wer glaubt, das wird sich schon von alleine richten, hat – wie ich – vermutlich auch geglaubt, der Brexit würde scheitern, die PIS wäre wohl nicht so schlimm, Erdogan wird schon wieder zur Vernunft kommen und Trump wird nie Präsident der USA werden. Jeder wird sein Schärflein dazu beitragen müssen, dass wir die deutsche Demokratie nicht in diese Liste einordnen müssen. Nicht nur am 24. September, sondern vor allem bis zum 24. September. Fangen wir an.

Brief an Thomas de Maziere zum „Day we fight back“

Hier noch die E-Mail, die ich heute morgen an unseren Innenminister geschrieben habe als Beitrag zum „Day we fight back“. Wer daraus eigene Anregungen für Mails an Politiker ziehen möchte, darf gerne Ausschnitte ohne Zitat verwenden. Die E-Mail Adressen sind auf der Web-Seite des Bundestages veröffentlicht, das stellt sicher, dass die E-Mail zumindest im persönlichen Sekretariat landet und nicht schon im Posteingang eines Ministeriums abgeblockt wird.

Sehr geehrter Herr Minister,

die bisher größtenteils bestätigten Medienberichte über die Tätigkeiten der NSA und befreundeter Geheimdienste zeigen, dass hier Verbindungsdaten und wohl teilweise auch Inhalte über praktisch alle Nutzer des Internets und von Mobiltelefonen gesammelt werden sollen und in großem Umfang bereits gesammelt werden. Eine solche Datensammlung stellt das größte Erpressungspotenzial dar, das in der Menschheitsgeschichte jemals aufgebaut wurde. Alleine seine Existenz untergräbt das Vertrauen in den Staat und die freie Meinungsäußerung und bringt die Geheimdienste in eine unkontrollierbare Machtposition. Dies gilt umso mehr, als dass es de facto keine wirksame rechtsstaatliche Kontrolle dieser Aktivitäten gibt. Zudem ist es ein Angriff auf die Souveränität anderer Staaten und deren Verfassungen. Nicht umsonst hat das Bundesverfassungsgericht die wesentlich „harmlosere“ Vorratsdatenspeicherung in der damaligen Form für verfassungswidrig erklärt.

Ich bitte Sie daher:
Setzen Sie sich für die vorbehaltlose Aufklärung der Aktivitäten von NSA, GCHQ und anderen Geheimdiensten auf deutschem Boden oder gegen deutsche Staatsbürger ein
Unterstützen Sie die Einrichtung eines Untersuchungsausschusses des Deutschen Bundestages mit einem machtvollen Untersuchungsauftrag
Fördern Sie die Einleitung und Durchführung eines Ermittlungsverfahrens durch den Generalbundesanwalt – nicht nur wegen der Angriffe auf Mitglieder der Bundesregierung, sondern auch wegen vielfacher Verletzung des Post- und Fernmeldegeheimnisses
Wirken Sie auf Ihre amerikanischen und britischen Amtskollegen ein, ihre Geheimdienste wieder auf rechtsstaatlichen Boden zurück zu holen und die Souveränität anderer Staaten zu respektieren
Unterbinden Sie eventuelle Aktivitäten der deutschen Geheimdienste, die zu der Massenüberwachung beitragen und ziehen Sie diejenigen zur Verantwortung, die dabei gegen geltendes Recht verstoßen haben
Setzen Sie sich dafür ein, dass der Whistleblower Edward Snowden und die an der Enthüllung beteiligten Journalisten weder geheimdienstlich noch juristisch verfolgt werden. Gewähren Sie ihnen Schutz als politisch Verfolgte, bis das erreicht ist
Fördern Sie den Schutz unserer Bürger und unserer Verfassung vor illegaler Massenüberwachung im Bundeskabinett

Die Aktivitäten von NSA und befreundeten Geheimdiensten gefährden unsere Demokratie mehr, als extremistische Splittergruppen dies jemals vermocht hätten. In den nächsten vier Jahren entscheidet sich, ob die westlichen Demokratien und mit ihnen Deutschland dieser Bedrohung Herr werden oder entfesselte Geheimdienste die Errungenschaften der letzten 59 Jahre im Namen eines totalitären „Sicherheits“denkens zunichte machen. Sie können diese Entwicklung wesentlich beeinflussen.

Ich danke Ihnen.

Mit freundlichen Grüßen

Jens Coldewey

Die Antwort kam schnell am nächsten morgen um 9:15:

Az: O3-12007/1#1 – Coldewey, Jens

Sehr geehrter Herr Coldewey,

ich bestätige den Eingang Ihres Schreibens vom 11. Februar 2014.

Zu Ihrem Schreiben nehme ich wie folgt Stellung:

Das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik gehört zum Geschäftsbereich des Bundesministeriums des Innern.

Das Bundesinnenministerium baut die Kapazitäten des Bundesamtes für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) und auch des Cyber-Abwehrzentrums aus. Das Bundesinnenministerium verbessert darüber hinaus die IT-Ausstattung der deutschen Sicherheitsbehörden.
Um Bürgerdaten besser zu schützen und zu sichern, wird die Bündelung der IT-Netze des Bundes in einer einheitlichen Plattform „Netze des Bundes“ angestrebt. IT- und TK-Sicherheit sollen zusammengeführt werden.

Die Bundesregierung drängt auf weitere Aufklärung, wie und in welchem Umfang ausländische Nachrichtendienste die Bürgerinnen und Bürger und die deutsche Regierung ausspähen. Um Vertrauen wieder herzustellen, wird die Bundesregierung ein rechtlich verbindliches Abkommen zum Schutz vor Spionage verhandeln. Damit sollen die Bürgerinnen und Bürger, die Regierung und die Wirtschaft vor schrankenloser Ausspähung geschützt werden. Ferner muss die Spionageabwehr gestärkt werden und unsere Kommunikation und Kommunikationsinfrastruktur sicherer werden. Dafür verpflichtet die Bundesregierung die europäischen Telekommunikationsanbieter, ihre Kommunikationsverbindungen mindestens in der EU zu verschlüsseln und sicherzustellen, dass europäische Telekommunikationsanbieter ihre Daten nicht an ausländische Nachrichtendienste weiterleiten dürfen.
Ferner soll europaweit einer Meldepflicht für Unternehmen eingeführt werden, die Daten ihrer Kundinnen und Kunden ohne deren Einwilligung an Behörden in Drittstaaten übermitteln. Ferner ist es auch Ziel der Bundesregierung, dass in der EU Nachverhandlungen der Safe-Harbor und Swift-Abkommen durchgeführt werden.

Mit freundlichen Grüßen
Im Auftrag

Bundesministerium des Innern
– Bürgerservice –

Es bleibt die Hoffnung, dass der Brief wenigstens in irgendeiner Statistik auftaucht

11. Februar: The Day we Fight Back“ gegen NSA Massenüberwachung

tl;dr (Für Eilige)

Die Massenüberwachung des Internets zerstört unsere Demokratie und liefert uns Kriminellen und Geheimdiensten aus. Beteiligen Sie sich am Day we Fight Back, um ein Zeichen dagegen zu setzen.

Worum geht’s?
Am 11. Februar veranstaltet ein breit aufgestelltes Aktionsbündnis den „Day we fight back„, eine internationale Protestaktion möglichst aller Internetnutzer gegen die Massenüberwachung von NSA, GCHQ und anderen Geheimdiensten. Es soll die bisher größte Massenprotestaktion im Internet werden.

Was ist geplant?
Möglichst viele Bürger sollen sich am 11. Februar in E-Mails und Telefonanrufen an ihre gesetzgebenden Organe wenden und Einspruch einlegen gegen die Massenüberwachung. In den USA sind das die Kongressabgeordneten. In Deutschland könnten wir Regierungsmitglieder wie den Außenminister, den Innenminister, den Justizminister oder die Bundeskanzlerin bitten, sich für die Sicherung unserer Grundrechte einzusetzen und diplomatische Schritte einzuleiten. Den Generalbundesanwalt könnten wir bitten, die anhängigen Strafanzeigen zügig zu bearbeiten. Den Bundestagsabgeordneten Ihres Wahlkreises könnten Sie bitten, einen entsprechenden Untersuchungsausschuss zu unterstützen. Und natürlich dürfen sich auch deutsche Staatsbürger mit Bitten an US Gesetzgeber oder den Präsidenten wenden. Weitere Details zu der Aktion findet man unter https://www.thedaywefightback.org oder in deutscher Sprache bei iRights.

Damit ausreichend Menschen davon erfahren, können wir Informationen über die Aktion in Blogs und sozialen Netzwerken austauschen und es steht auch ein Overlay für Profilbilder zur Verfügung.

Warum sollte ich mich beteiligen?

Nur ein paar wenige der Fakten, die in den letzten sechs Monaten herausgekommen sind (siehe auch z.B. Süddeutsche.de):

  • Das Ziel von NSA, GCHQ und den anderen beteiligten Geheimdiensten ist die vollständige Überwachung von Internet und Mobiltelefonie
  • Aufgrund der aktuellen Rechtslage kann die NSA jede amerikanische Internetfirma zwingen, ihr Zugang auf die Daten eines Kunden zu gewähren. Das heißt konkret, dass die NSA zum Beispiel Zugriff auf alle Suchanfragen dieser Person bei Google erzwingen kann und damit von praktisch jedem Internetnutzer ein weitgehend vollständiges Persönlichkeitsprofil erstellen kann. Dieser Zugriff erfolgt auf Anordnung eines Geheim“gerichts“, das keine Verteidiger kennt und dessen Urteile geheim sind. Die Betroffen dürfen also nicht einmal erfahren, dass sie so umfassend ausgespäht wurden. Das ist Pseudogerichtsbarkeit, die rechtsstaatliche Prinzipien vollständig aushebelt. Im ersten Halbjahr 2013 wurden alleine bei den großen Internetkonzernen mindestens 59000 Nutzerkonten auf diese Weise ausgeforscht.
  • Die NSA nutzt diese Daten zur Wirtschaftsspionage. So ist unter anderem der brasilianische Ölkonzern Petrobas Opfer eines breit angelegten Angriffs geworden
  • Die NSA hat die Mobiltelefone der Staatschefs von 35 Ländern abgehört, darunter Angela Merkel und Gerhard Schröder
  • Der GCHQ ist mit technischer Hilfe der NSA in die Infrastruktur des belgischen teilstaatlichen Telekomproviders Belgacom eingedrungen, um Zugriff auf Mobiltelefone in Belgien zu bekommen und damit das belgische Fernmeldegeheimnis zu unterminieren
  • Die NSA investierte 2013 25,1 Mio $ in den Schwarz- und Graumarkt für Sicherheitslücken in Betriebssystemen. Auf diesem Markt werden Informationen über potenzielle Angriffswege an Kriminelle und Geheimdienste verkauft, statt sie zur Behebung an die Hersteller zu melden. Damit ist die NSA der mit Abstand zahlungskräftigste Mitspieler in diesem Markt, der uns Alle Angriffen von Kriminellen und Geheimdiensten aussetzt.
  • Die NSA erfasst „vermutlich“ die Verbindungsdaten der Telefone von Kongressabgeordneten und ihren Mitarbeitern, späht mithin die demokratisch gewählte amerikanische Legislative aus.

Diese und viele weitere nachgewiesenen und von der NSA nicht dementierten und zum Teil sogar bestätigten Fakten lassen Vermutungen über das Können der NSA zu, insbesondere da erst ein Teil der Unterlagen von Edward Snowden ausgewertet und veröffentlicht wurden.

Eine gar nicht so unrealistische Überlegung: Die NSA dürfte in der Lage sein, binnen weniger Tage über jeden beliebigen Internetnutzer und/oder Mobiltelefonnutzer weltweit ein umfassendes Dossier anzulegen – wenn sie das nicht ohnehin tut. Das bedeutet das wohl umfassendeste Erpressungs- und Drohpotenzial gegen Einzelpersonen der Menschheitsgeschichte. Es kann die Machtverhältnisse zwischen dem Geheimdienst und den kontrollierenden Instanzen umdrehen und damit de facto einen „geheimen Staatsstreich“ ermöglichen, von dem die Bevölkerung nicht mal erfährt. Ob dieses Erpressungspotenzial bereits gegen Verantwortliche aus Regierungen oder Gesetzgeber eingesetzt wurde, oder ob wir hier den Bereich der Verschwörungstheorien betreten, wissen wir nicht. Schon die reine Möglichkeit zerstört das Vertrauen zwischen Volk und Parlamenten mehr, als jede Lobbykampagne das könnte.

Bei der ungeheuren Menge der gespeicherten Daten ist es zudem nur eine Frage der Zeit, bis nicht nur Whistleblower sondern auch Kriminelle Daten stehlen und sie für Identitätsdiebstahl, Betrug und Erpressung einsetzen. Auch wer nichts zu verbergen hat, hat etwas zu befürchten.

Nützt die Aktion etwas?

Eine ähnliche Aktion hat bereits 2012 einen erheblichen Beitrag dazu geleistet, dass der „Stop Online Piracy Act“ SOPA zu Fall gebracht wurde. Die Wirkung ist umso größer, je eindrucksvoller der Protest ausfällt, also je mehr Menschen sich beteiligen. Und die Wirkung ist sicher größer, als wenn man gar nichts unternimmt. Leider hängt die Wirksamkeit der Aktion auch davon ab, wie weit die Aushöhlung unserer Demokratien durch die Geheimdienste bereits fortgeschritten ist.

Wer steckt dahinter?

Die Aktion wird von einer breiten Front von Organisationen und Unternehmen getragen, unter anderem die Electronic Frontier Foundation, Greenpeace, Mozilla und Thoughtworks. Ich kenne Personen aus diesen Organisationen persönlich und halte sie für integer.

Start bei improuv im Januar

Anfang Januar ist es soweit: Ich werde nach den Weihnachtsferien bei improuv in München als „Principal Consultant“ einsteigen. Im aktuellen Newsletter von improuv heißt es dazu:
Wir freuen uns, dass Jens Coldewey ab Januar als Principal Consultant bei improuv mitarbeiten wird. Jens Coldewey gehört zu den Agilisten der ersten Stunde und kann auf eine lange Erfahrung als agiler Berater zurückblicken. Wir kennen Jens schon lange und finden, mit seinem pragmatischen Ansatz, der Werte und nicht Praktiken in den Mittelpunkt stellt, passt er gut zu uns.
Ich kenne Christoph Mathis seit über zehn Jahren und wir hatten bereits 2009 über eine engere Zusammenarbeit gesprochen. Die Chance, in dem erst knapp zwei Jahre alten Team von improuv mitzuarbeiten und mit zu gestalten habe ich dann gerne aufgegriffen.

Ich verlasse it-agile

Wenn man sich auf eine gemeinsame Reise begibt und dann feststellt, dass man nicht zum gleichen Ziel unterwegs ist, muss man sich irgendwann trennen. Insbesondere, wenn man feststellt, dass die Unterschiede einen nicht mehr bereichern, sondern man sich nur noch gegenseitig blockiert. So ist es Henning und mir gegangen und daher werde ich it-agile verlassen. Immerhin haben wir es noch rechtzeitig gemerkt, um uns im Guten zu trennen. „Strategische Differenzen“ heißt das dann im Business-Sprech.

Wie geht’s weiter? Zunächst einmal muss noch Papierkram erledigt werden, Notar, Handelsregister und ähnliches. Und eine handvoll Kundentermine und je ein Konferenzvortrag auf der Manage Agile und auf der W-JAX stehen noch im Kalender. Dann habe ich bis zum Jahresende frei – und wohl mehr Ideen und Pläne, als ich in zwei Jahren abarbeiten kann.

Ab Anfang des nächsten Jahres gehe ich dann wieder an den Start – aber dazu gibt es noch einen eigenen Blog-Eintrag in ein paar Wochen. Soviel nur vorab: Ich bleibe in der Branche.

Den Kollegen von it-agile wünsche ich viel Erfolg auf ihrer weiteren Reise. Und dass Ihr weiter eine so außergewöhnliche Firma bleibt.

Wenn Realität zur Insubordination wird

„Feste Zusagen von allerhöchster Ebene sind nicht eingehalten worden!“ polterte Verkehrsminister Peter Ramsauer diese Woche medienwirksam. Der Anlass: Siemens gab – immerhin drei Wochen vor dem geplanten Betriebsstart – bekannt, dass die neuen ICE 3 Züge nicht wie geplant ab 9.12. eingesetzt werden können. Grund sind Probleme mit der Software. Der Eindruck, den nicht nur Ramsauer mit seiner Äußerung erwecken wollte, ist klar: Siemens ist entweder unfähig oder nicht willens, seine Verträge einzuhalten. Also Vorsatz oder zumindest Fahrlässigkeit und immer gut für ein Stammtischzitat.

Vorweg: Ich besitze keine Informationen über das ICE Projekt, die nicht über die Presse verfügbar wären. Ich kenne einige Software-Ingenieure, die in diesem Bereich arbeiten und halte viel von ihrer technischen Kompetenz. Wer ihnen simple Unfähigkeit unterstellt, sagt damit mehr über seine eigene Fähigkeit aus, technische Kompetenz zu beurteilen. Aber das ist ja auch nicht Aufgabe eines Ministers. Warum schaffen es also fähige und gut ausgebildete Software-Spezialisten und andere Ingenieure nicht, so einen Zug rechtzeitig auf die Schiene zu bringen?

Das Problem scheint Methode zu haben, wenn man die letzten Jahre Revue passieren lässt: Berlin Schönefeld („Unfähig!“), Airbus 380 („Versagen!“), Hartz IV Software („Lächerlich!“), Toll Collect („Unfassbar!“), Ariane V Absturz („Peinlich!“), um nur mal ein paar pressewirksame Probleme aufzuzählen. Sind unsere Ingenieure und Manager wirklich alle Versager? Sind sie unfähig, solche System plangemäß zu bauen?

Ich denke, zumindest die zweite Frage muss klar mit „ja“ beantwortet werden. Das hat aber nichts mit der Ausbildung oder der Kompetenz der Ingenieure zu tun, sondern mit der Komplexität dieser Aufgaben. Die Chaostheorie hat in den letzten vierzig Jahren verstanden, dass es Systeme gibt, die sich nicht sinnvoll vorhersagen lassen, aber im Nachhinein erklären lassen. Diese Systeme zeichnen sich dadurch aus, dass bereits kleinste Abweichungen enorme Auswirkungen haben können. So ist die Ariane V auf ihrem Jungfernflug letztlich explodiert, weil die Countdown-Sequenz beim Wechsel von der Ariane IV auf die V um wenige Sekunden nach vorne verschoben worden war. Dies hat einen bis dato unbekannten Fehler in der Software ausgelöst, die seit Jahren erfolgreich auf der Ariane IV lief.

Großprojekte sind solche komplexen Systeme. Ein kleiner Fehler in der Gepäckbeförderung kann einen Großflughafen wie Denver für eineinhalb Jahre stilllegen. Ein einziger Fehler in vielen hunderttausenden Zeilen der Software kann einen Zug zur Notbremsung zwingen. Und selbst in sehr sauber gearbeiteten Programmen verbergen sich statistisch ein bis zwei Fehler in tausend Zeilen. Solche Fehler treten oft erst in Erscheinung, wenn Ereignisse in ganz bestimmten Konstellationen und zeitlichen Zusammenhängen auftreten, was von außen oft wie Zufall aussieht. Sicherheitskritische Software, wie sie in Flugzeugen, ICEs oder Medizingeräten eingesetzt wird, treibt einen hohen Aufwand, damit solche Fehler zumindest keine Menschenleben gefährden. Fehler dieser Art zu finden, ist extrem aufwändig und es ist unklar, wie lange die Suche dauert. Sie können durch gutes Handwerk reduziert werden, völlig vermeiden lassen sie sich nicht.

Das vermeidbare Problem liegt aber genau in der Einstellung, die auch Herr Ramsauer demonstriert: Wenn es für das Verletzen von Zeitplänen nur die beiden Erklärung „Unfähigkeit“ und „Insubordination“ gibt, werden Verzögerungen verdeckt und viel zu spät eskaliert. Je später aber Probleme eskaliert werden, umso weniger Optionen hat man, um zu reagieren und umso größer sind die Schäden. Wer von Anfang an mit Problemen rechnet, kann bewusst verschiedene Optionen offen halten. Das sieht aber erst einmal teurer aus, als der unproblematische Pfad. Und es setzt das Eingeständnis voraus, dass so große Projekte eben nicht vollständig durchplanbar sind, sondern eine Expedition in ein unbekanntes Land darstellen. Die Kosten für die Verschiebung um ein oder zwei Jahre, tauchen im initialen Angebot ja nicht auf.

Wir sollten uns daran gewöhnen, dass Großprojekte nicht glatt durchlaufen. Die Realität zur Kenntnis zu nehmen ist weder Unfähigkeit, noch Insubordination, sondern die Voraussetzung, besser zu werden.

HSD in der Praxis: Reiseregelungen bei it-agile

So, erster April ist vorbei, jetzt wieder im Ernst: In einem der letzten Blogposts „Human Systems Dynamic – Ein Modell zur Selbstorganisation“ habe ich das CDE-Modell vorgestellt. In diesem Post möchte ich von einem praktischen Einsatzbeispiel berichten.

Mein aktuelles Lieblingsbeispiel, wie HSD in der Praxis aussehen kann, sind die Reiskostenregeln, die wir bei it-agile haben. Ursprünglich sahen diese Regeln aus, wie in den meisten Firmen: Hotels dürfen nicht mehr als x Euro kosten, öffentlichen Verkehrsmitteln ist der Vorzug für Taxi zu geben und so weiter. Wirtschaftliche Überlegungen waren da ebenso eingeflossen, wie umweltpolitische, Wünsche des Kunden und Gerechtigkeitsdiskussionen.

Das Problem war, dass diese Regeln nie wirklich funktioniert haben. Ist es sinnvoll, wenn ein Kollege, der pro Woche vier Flüge absolviert, nach den gleichen Regeln fliegt, wie jemand, der vier Flüge im Jahr macht? Kann jemand, dessen Wochenplanung häufig nicht mal am Montag feststeht, ebenso buchen, wie Kollegen, die drei Monate im Voraus wissen, wann sie wo sein werden? Offensichtlich funktioniert das nicht: Der Container war zu eng, Differenzen wurden „mit Gewalt“ egalisiert und Austausch darüber gab es nur sehr begrenzt.

Über einige Zeit versuchten wir, die unterschiedlichen Bedürfnisse in den Regeln abzubilden, dann gaben wir auf: „Jeder kann reisen, wie er oder sie will“ wurde zur offiziellen Reiseregel – der Container wurde maximal aufgemacht, das Problem wurde vom kontrollierten in den chaotischen Bereich verlagert, auch wenn wir das lieber als „Eigenverantwortung“ interpretiert hätten. Interessanterweise führte diese neue Regel aber nicht zu höherer Zufriedenheit: Die völlige Öffnung wurde nicht wirklich ernst genommen, eine Vielzahl inoffizieller Interpretationen vermischt mit herumgeisternden Zombies alter Regeln führte eher zu größerer Unsicherheit, als zu mehr Zufriedenheit. „Wie?!? Man darf auch 1. Klasse Bahn fahren?“ lautete dann auch eine Session in einem Open Space.

Um das Problem zu lösen, starteten wir mit einem Brainstorming und identifizierten an die hundert „Regeln“, definiert als etwas „woran Du Dich hältst oder zumindest ein schlechtes Gewissen hast, wenn Du Dich nicht dran hältst“. Die alten Regeln hatten nach wie vor Bestand in den Köpfen der Kollegen: Das System zeigte Resilienz. Dass sich ein großer Teil der Regeln gegenseitig widersprachen, demonstrierte auch den größten Zweiflern, dass unser System nicht wirklich funktionierte. Die Schnelldiagnose: Zu großer Container, Ignorieren der Differenzen und praktisch keine Exchanges. Unter diesen Umständen kann keine zielführende Selbstorganisation entstehen. Um den Container wieder enger zu bekommen, ersetzten wir die eine offizielle Regel und ungezählten inoffiziellen Regeln durch vier neue Regeln:

  • Wir reisen so, dass wir unseren Kunden den optimalen Service bieten können. Die Regel erfasst Unterschiede in der Erwartungshaltung des Kunden ebenso, wie das persönliche Schlafbedürfnis, Work-Life-Balance und andere Unterschiede. Und sie fokussiert auf unser eigentliches Ziel, die Kundenzufriedenheit.
  • Wir vermeiden Verschwendung. Unser Gewinn wird größtenteils unter den Mitarbeitern aufgeteilt, man gibt also auch das Geld der Kollegen mit aus. Damit verantwortungsvoll umzugehen, ist wichtig für den Betriebsfrieden. Wir überlassen es aber bewusst der Eigenverantwortung der Mitarbeiter, wo für sie das persönliche Bedürfnis endet und die Verschwendung beginnt, weil diese Grenze eben individuell ist. Es geht also um den Umgang mit Differenzen.
  • Wir schaffen Transparenz über unsere Reisekosten. Mit dieser Regel werden Exchanges eingefordert, um sicher zu stellen, dass aus den Differenzen Energie zur Verbesserung entsteht und kein Neid. Welche Form des Exchanges dafür geeignet ist, musste wir erst herausfinden. Offenheit (alle Spesenabrechnungen sind für alle einsehbar) war mit einem entsprechenden einstimmigen Beschluss schnell hergestellt, hat sich aber als ungeeignet erwiesen, Transparenz herzustellen: Zu viel zu detaillierte Information führte nicht zu sinnvollen Schlüssen. Als bester Weg hat es sich etabliert, im internen Micro-Blogging nachzufragen, wenn man Feedback zur eigenen Entscheidung haben möchte.
  • Die Firma ersetzt alles, was das Finanzamt nicht als geldwerten Vorteil ansieht. Die Regel ist sozusagen „Detailarbeit für Feiglinge“: Anstatt uns in das Dickicht zu begeben von Fragen wie „wie hoch ist das Kilometergeld für Fahrradfahrer“ oder „wie lange zahlen wir Verpflegungsmehraufwandspauschalen“, unterwerfen wir uns den Regeln und Grenzen des Steuerrechts, die nun wahrlich ausreichend viele Spezialfälle berücksichtigen. Wir machen das nicht aus Autoritätshörigkeit („Die werden schon wissen, was sie tun“) oder weil wir das Steuerrecht für so gelungen hielten (auch in dieser Frage gibt es durchaus Differenzen im Team), sondern weil wir festgestellt haben, dass uns die Diskussion über solche Regeln zu viel Energie kostet und zu wenig zur Zufriedenheit von Mitarbeitern und Kunden beiträgt. Das Steuerrecht – vertreten durch unseren Steuerberater – wird dadurch zum neutralen Schiedsrichter für Detailfragen, den alle anerkennen. Ein „mieser Trick“, um störende Differenzen aus dem Container „Team“ auszulagern.

Hat die Veränderung den gewünschten Effekt gehabt? Das Thema Reisekosten ist seit den neuen Regeln weitgehend aus der internen Debatte verschwunden. Gelegentlich gibt es Nachfragen im Microblogging, wie Kollegen bestimmte Situationen handhaben würden, aber die Diskussion ist mittlerweile meines Erachtens eher vom gegenseitigen Respekt für die unterschiedlichen Bedürfnisse geprägt, als von Verschwendungsvorwürfen oder gar Neid. Insbesondere scheint die Zufriedenheit der Mitarbeiter mit den Reiseregelungen deutlich gestiegen zu sein, womit das wesentliche Ziel erreicht worden wäre. Waren es wirklich die vier Regeln, die das bewirkt haben? Koinzidenz beweist bekanntlich keine Kausalität, also muss die ehrliche Antwort darauf lauten: „Keine Ahnung“. Aber ob es wirklich die Regeln waren, die zu einer Veränderung geführt haben, oder eher die Diskussion darüber, lässt sich weder feststellen, noch spielt es die geringste Rolle. Ich persönlich neige zu der Interpretation, dass die Diskussion wichtiger war, als ihr Ergebnis. Wie dem auch sei: Die Muster haben sich verändert, das ist wichtig.

Fragen an die Geschäftsführung zu Reisebuchungen beantworten wir mittlerweile übrigens stereotyp entweder mit „Frag bei unserem Steuerberater an“ oder mit „Frag das Team“. Für mich fühlt sich so funktionierende Selbstorganisation an.

Agiles Projektmanagement Office: Die Just-In-Time Planung

Eine häufig geäußerte Kritik an agilen Verfahren ist, dass nicht wirklich geplant wird. Zwar gibt es ein Taskboard und auch ein sogenanntes Team-Commitment, aber es ist letztlich unklar, wer für welche Aufgabe verantwortlich ist, und wie sich die Effizienz optimieren lässt. Um diese Nachteile zu beseitigen, hat sich seit den achtziger Jahren die Ressourcen-Auslastungsplanung bewährt: Auf Basis einer soliden Analyse werde die Aufgaben so den einzelnen Ressourcen zugeteilt, dass sich eine optimale Auslastung ergibt und damit eine optimale Performance.
Letztlich spricht nichts dagegen, die beiden bewährten Ansätze im Sinne eines „Best-of-both“ zu kombinieren. Ich richte dafür in der Regel ein „Agiles Projekmanagement Office“ (APO) ein, also ein FTE, das für eine solide Projektdurchführung im Sinne eines Scientific Managements verantwortlich ist, ohne die fachliche Flexibilität des Product Owners einzubüßen. Aufgabe des APO ist die Pflege eines Gantt-Charts auf Basis des letzten Standup-Reports, der jeweils Just-in-Time den neuesten Vorgaben des PO angepasst wird. Durch konsequenten Einsatz des Teamplaners aus MS Project 10 ist diese Aufgabe leicht und effizient durchführbar.
Das ergibt folgende Vorteile:

  • Jederzeit eine klare Vorausplanung für das Team, auch über sogenannte Sprintgrenzen hinweg. Meine Kunden erreichen mit MS Project in der Regel einen Planungshorizont von 18-23 Monaten und sind daher wieder in der Lage, Termine zuzusagen
  • Klaren Überblick für den Projektleiter, wer an welcher Aufgabe arbeitet, so dass er die Auslastung optimieren kann
  • Kompatibilität mit etablierten Berichtswegen, was die Einführung von Scum gerade in Großorganisationen deutlich erleichtert
  • Aufgrund der nun klaren Berichts- und Anweisungswege kann auf ineffiziente Daily Standups und Selbstorganisation verzichtet werden und die Ressourcen können wieder ungestört ihrer Aufgabe nachgehen. Alleine das erhöht die Produktivität um 3,1%

Aufgrund des großen Erfolges bemühen wir uns derzeit darum, das APO in den neuen Scrum Guide übernehmen zu lassen.

Future Leadership Camp 2012

Drei Tage im wunderschönen Ostseehotel Schlossgut Groß Schwansee, zwei Tage Open Space im „Future Leadership Camp„, das von der intrinsify! GmbH ausgerichtet wurde. Worum ging es? Die Grundrichtung hat Niels Pfläging bereits am ersten Abend mit seinem Impulsvortrag „Bye-bye Management – Warum Management verzichtbar ist“ vorgegeben: Wie sieht Führung aus, wenn man einmal davon ausgeht, dass Mitarbeiter gute Arbeit leisten wollen und dazu auch qualifiziert sind? Was bedeutet es für eine Organisation, wenn man sich von dem tayloristischen Gedanken verabschiedet, dass im Management gedacht und vom Personal gemacht wird, sondern wenn man auch die Mitarbeiter als denkende, erwachsene Menschen ernst nimmt? Nicht so überraschend lief das in Niels‘ Vortrag berechtigter Weise auf den Beta Codex hinaus, der sich weitgehend mit den Vorstellungen deckt, die wir von agilem Management selbstorganisierter Teams haben.

Um sich mit diesem „neuen“ Führungsbild zu beschäftigen, hatten sich etwa 30 Führungskräfte aus allen Arten von Unternehmen zusammengefunden. Das reichte von doch eher traditionell geprägten Großunternehmen wie der Deutschen Bahn bis hin zu Unternehmen, die Selbstorganisation in die eigene DNA eingebaut haben, wie V&S oder it-agile. Ein großer Teil der Diskussionen drehte sich um die Frage „Wie kann ich das trotz meines Chefs für meinen Verantwortungsbereich umsetzen?“ – eine Diskussion, die mir aus unseren Beratungseinsätzen recht bekannt vorkam. Die Vorschläge werden Agilisten denn auch vertraut erscheinen:

  • Stelle klar, was eigentlich Dein Auftrag ist und wer was will
  • Versuche nicht, Änderungen durchzusetzen, sondern bau Strukturen auf, die änderungswillige Kollegen unterstützen
  • Nimm die Bedenken auf und gestalte gemeinsam mit den Skeptikern begrenzte Experimente, um die Hypothesen zu verifizieren oder falsifizieren und festzustellen, welche Regeln wirklich notwendig sind
  • Offene Kommunikation ist der Schlüssel zu Veränderung
  • Das Team muss nicht nur auf den Kunden achten, sondern auch auf sich selbst

Einen großen Raum nahm das Thema Gehaltsfindung ein. Nur zwei Unternehmen hatten sich von der traditionellen Gehaltsfindung entfernt und überließen das Gehalt nicht mehr dem Vorgesetzten: Benno Löffler von V&S berichtete, dass die Gehaltsfindung bei ihnen den einzelnen Mitarbeitern überlassen wird, alle Kollegen hätten aber ein Vetorecht. Entgegen den üblichen Befürchtungen machten sie aber die gleiche Beobachtung, über die Ricardo Semmler bereits in „Maverick!“ berichtet hatte: Die Mitarbeiter stuften sich selbst tendenziell eher zu niedrig ein, die Personalkosten sanken letztlich durch die Maßnahme.

Ob das it-agile System der selbstgewählten Peergroup (siehe „Selbstorganisation bei it-agile„) wirklich darauf hinausläuft, dass die Mitarbeiter das Gehalt festlegen, kann man sicherlich diskutieren. Aber auf jeden Fall waren wir neben V&S die einzige weitere Firma vor Ort, die sich davon verabschiedet hatte, Hierarchien über Bezahlung entscheiden zu lassen. Alle waren sich allerdings einig, dass eine grundlegende Voraussetzung für einen solchen Schritt die Offenlegung der bestehenden Gehaltsstruktur ist. Nur die Transparenz ermöglicht informierte und verantwortungsvolle Entscheidungen der Mitarbeiter – ein Beleg für die zu Beginn von Niels Pfläging zitierten These von Douglas McGregor, dass die Bedingungen stimmen müssen, damit Menschen sich verantwortungsvoll verhalten – und dass sie es tun, wenn die Bedingungen stimmen. Dass ein Teilnehmer berichtet hat, das Offenlegen des eigenen Gehalts sei in seinem (großen) Unternehmen ein Grund für eine fristlose Kündigung zeigt aber auch, welcher Aufwand zum Teil betrieben wird, um diese Transparenz zu verhindern und so die Rolle des traditionellen Managements aufrecht zu erhalten.

Für mich überraschend war, dass bei V&S die freie Gehaltswahl funktionierte, obwohl die Mitarbeiter dort (noch?) nicht nennenswert am Unternehmen beteiligt sind. Das schwächt leider meine Position in der Diskussion mit meinem Kollegen Stefan Roock, ob das it-agile Beteiligungsmodell eine notwendige Voraussetzung für so weitreichende Selbstorganisation ist – wie ich meine – oder nur eine hilfreiche – wie Stefan meint.

Ein weiteres Thema, das sich durch viele Gruppen zog, war Kommunikation: Wie stellt man offene Kommunikation zwischen allen Beteiligten sicher, was allgemein als Voraussetzung für neue Führungsansätze gesehen wurde. Dabei ging es sowohl um die Kommunikation von Missständen und Veränderungen, als auch um direkte Kommunikation, wie Feedback- und Beurteilungsgespräche. Gegenseitiger Respekt, Vertrauen und Augenhöhe waren wichtige Attribute, aber eben auch der regelmäßige Austausch abseits von Meetings und operativen Erfordernissen. Auch hier dürften wir bei it-agile mit unseren monatlichen Open Spaces, dem internen Microblogging und einer sehr offenen Kommunikationskultur ganz gut dabei sein.

Sehr faszinierend fand ich persönlich auch den Bericht von Robindro Ullah, der in einem internen Vorhaben der Deutschen Bahn 400 „interne Arbeitslose“ nicht nur wieder in den Berufsalltag integriert hat, sondern ihnen auch den Freiraum geschaffen hat, nach zwei bis fünf Jahren ohne Beschäftigung wieder einer erfüllenden und großteils selbstorganisierten Tätigkeit nachzugehen. Dabei handelte es sich nicht im aufstrebende Akademiker, sondern um Facharbeiter, die als „nicht umschulbar“ bereits seit mehreren Jahren durch die internen Raster gefallen waren. Diese Personen nach vielen Jahren der Frustration wieder in selbstorganisierte Teams einzubinden war eine Herausforderung der besonderen Art. Die Begeisterung, mit der Robindro von „seinen Leuten“ sprach und die Erfolge, die er vorweisen konnte, waren ein guter Beleg, dass Selbstorganisation auch in Großkonzernen möglich ist und auch für jene Personenkreise, die der Arbeitsmarkt fast schon ausgespuckt hätte. Zentraler Schlüssel ist dabei das Menschenbild des Vorgesetzten, nicht die Fähigkeiten der Mitarbeiter.

Um nicht nur zu konsumieren, warf ich eine Session über Human Systems Dynamics und das CDE-Modell ein, die anschließend für einigen Gesprächsstoff sorgte. Ich bin immer wieder erstaunt, welche Anwendungs- und Interpretationsmöglichkeiten das Modell bietet, wenn man es einer ausreichend breit aufgestellten Gruppe vorstellt.

Alles in Allem ein interessanter Workshop, gut organisiert und ich habe viele interessante Menschen kennengelernt. Meine Strategie, auf einen Open Space zu gehen, wenn sich die Zusammensetzung der Teilnehmer interessant anhört, hat sich einmal wieder bewährt. Ich persönlich hätte mir noch etwas mehr Selbstorganisation im Open Space gewünscht, aber ich gehöre ja auch zu denen, die mittlerweile die Open Space Einführung als Rap vorziehen, bin also nicht wirklich repräsentativ.

Ein wenig frappiert hat mich, dass offensichtlich recht wenige Firmen bisher konsequent auf neue Führungskonzepte setzten. Meine Hoffnung, einige Mitstreiter zu finden, die uns um so viel voraus sind, dass wir bedenkenlos von ihnen klauen, äh lernen können, hat sich nicht erfüllt. Vielleicht sieht das nächstes Jahr ja schon anders aus. Ich habe mir auf jeden Fall schon mal den 18.-20. März 2013 reserviert und das Schlossgut Groß Schwansee wird mich wohl auch nicht das letzte Mal gesehen haben.