Praktiken I: Retrospektiven

Zu den – neuen – Kerngedanken agiler Entwicklung gehört die Idee, den Prozess in die Verantwortung des Teams zu geben. Das entspricht zum einen dem agilen Manifest, das ja fordert, dass „Individuen und Interaktion wichtiger sind, als Prozesse und Werkzeuge“. Zum anderen wird hier einmal wieder ein Konzept aus dem „Lean Management“ umgesetzt: Bei Toyota haben die Arbeiter in der Produktion erheblichen Einfluss auf die Produktionsprozesse. Schließlich wissen sie am besten, was gut funktioniert und was nicht.

Die Verantwortung für den Prozess zu bekommen bedeutet freilich nicht, dass jeder tun und lassen kann, was er will. Das Team muss vielmehr definieren, wie es arbeitet und diesen Prozess ständig verbessern. In seinen Crystal Methoden hat Alistair Cockburn die „Methodology Shaping Workshops“ nach jeder Auslieferung als eine der wenigen bindenden Praktiken definiert. Seitdem vor sieben Jahren Norm Kerths Buch „Retrospectives“ erschienen ist (siehe unten), haben sich Retrospektiven in allen agilen Verfahren als zentrale Praktik entwickelt: Regelmäßig stattfindende Workshops, auf denen alle Beteiligten reflektieren, wie das letzte Release gelaufen ist und beschließen, was in Zukunft anders gemacht werden soll. Es handelt sich dabei um eine Reflexion der gelebten Projektpraxis, also nicht um ein Review eines Prozessdokuments und auch nicht um einen Audit.
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Neue Serie: Agile Praktiken

Agilität scheint nun auch in Deutschland Schwung zu bekommen. Als Folge davon treffe ich immer wieder auf ein gesteigertes Interesse an Informationen über die grundlegenden agilen Praktiken. Ich werde deshalb in loser Folge einige zentrale agile Praktiken vorstellen mit Links zu weiteren Informationen. Diese Artikel werden allerdings etwas ausführlicher, als gewohnt.

Den Anfang dieser Serie machen Retrospektiven.

Agile Zertifizierung basisdemokratisch: WeVouchFor

Das Thema „Zertifizierung“ wurde in den letzten Jahren in der agilen Gemeinschaft sehr kontrovers diskutiert. Die Scrum Gemeinschaft hat sich mit einem eigenen Zertifizierungsprogramm „selbständig“ gemacht, das nicht zuletzt wegen der zum Teil sehr niedrigen Zertifizierungsschwelle vielfach sehr kritisch diskutiert wurde – nicht nur von mir (der „Certified Scrum Master“ ist im wesentlichen die Teilnahmebescheinung an einem zweitägigen Kurs).

Brian Marick, einer der innovativsten Querdenker unter den Agilisten und Laurent Bossavit haben nun einen radikal anderen, basisdemokratischen Ansatz in der Alpha-Version gestartet: We Vouch For… Die Idee ist so einfach wie bestechend: Jeder kann sich als Mitglied einschreiben und Mitglieder zertifizieren sich gegenseitig. Um den einzelnen Zertifikaten Substanz zu geben, muss man genau angeben, wofür man den Kollegen zertifiziert und vor allem, auf welcher Basis. So lautet mein Zertifikat für Johannes Link zum Beispiel:
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Veröffentlicht unter Agilit