Refactoring von C++

Programmiersprachen spielen keine wesentliche Rolle habe ich einst gelernt, es kommt vor allem auf die Qualität der Entwickler an. Diese Aussage stammt aus den frühen 80er Jahren, als Barry Boehm sein „Software Engineering Economics“ veröffentlicht hat. Und tatsächlich kann die beste Programmiersprache der Welt wenig ausrichten, wenn das Team inkompetent ist – und ein kompetentes Team wird auch mit altertümlichen Programmiersprachen noch etwas ausrichten können. Also alles in Butter? Gebt mir eine turingvollständige Sprache und ich wuppe Euch das Projekt? Wohl kaum.

Nur in wenigen Bereichen hat sich so viel in den letzten 25 Jahren verändert, wie bei Programmiersprachen und ihren Entwicklungsumgebungen. In den frühen 80ern hatte man im Wesentlichen noch die Auswahl zwischen C, COBOL, Pascal, PL/I und Assembler und bei den Entwicklungsumgebungen die Wahl zwischen vi, emacs und dem Host-Editor. Heute führen die Unterschiede zwischen den verschiedenen Sprachen und Umgebungen durchaus zu Produktivitätsunterschieden von einer Größenordnung, also um den Faktor 10; beim gleichen Team, wohlgemerkt.

Besonders fallen mir diese Unterschiede auf, wenn ich – wie heute einmal wieder – einem Kunden beim Umbauen einer C++ Anwendung helfe. Zur Erinnerung: C++ war der Versuch, dem guten alten C einige Konzepte überzustülpen, die bei flüchtiger Betrachtung als objektorientiert verkauft werden konnten. „Die C-Programmierer müssen dann nicht umlernen“ war die häufigste Begründung für diese Sprache. Ohne das belegen zu können, vermute ich, dass genau dieser Umstand – unreflektierter Einsatz objektorientierter Techniken von Programmierern, die nur in prozeduraler Programmierung ausgebildet sind – zu den häufigsten technischen Gründen für gescheiterte Projekte zählt.
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