Pressemitteilung: Erste Umfrageergebnisse zur Software Engineering Ausbildung

Am 28.5. hatte ich unter anderem hier um Teilnahme an einer Umfrage gebeten, die ich gemeinsam mit dem OBJEKTspektrum und dem Verein Karlsruher Software Ingenieure e.V. gestartet habe, um zu erfahren, wie es um die Ausbildung der Software Ingenieure bei uns bestellt ist. Am kommenden Montag werde ich die ersten Ergebnisse bei meiner Keynote auf dem VKSI-Day in Karlsruhe präsentieren, heute hat das OBJEKTspektrum vorab folgende Pressemitteilung verschickt:

Deutschland abgehängt? – Industrie gibt Informatikerausbildung schlechte Noten

Die Ausbildung der deutschen Informatikstudenten ist gerade einmal „ausreichend“. Das zeigt eine gemeinsame Umfrage der Fachzeitschrift OBJEKTspektrum und des Vereins Karlsruher Software Ingenieure e.V. Der Chefredakteur des OBJEKTspektrums, Jens Coldewey, präsentiert die Ergebnisse auf der Eröffnungskonferenz des Vereins Karlsruher Software Ingenieure am 22. Juni 2009 in Karlsruhe. Leitfrage im Internet war: „Wie steht es um die Ausbildung unserer Software-Ingenieure?“. Geantwortet hatten 170 Personalverantwortliche aus der Industrie und 60 Dozenten von Universitäten.

Dramatisch fallen die Einschätzungen der IT-Profis aus, wenn sie beurteilen, wie weit die guten Absolventen dem Leitbild eines guten Software-Ingenieurs gerecht werden: Bei der aus ihrer Sicht wichtigsten Fertigkeit, dem Durchdringen fachlicher Systeme, konnte man sich gerade noch zu einem „ausreichend“ durchringen und auch die Programmierfertigkeiten beurteilten weniger als 50% mit gut oder sehr gut. Testen beherrschen Informatik-Absolventen nach Ansicht von 50% der befragten Industrievertreter unzureichend bis gar nicht – ein frappierender Gegensatz zu der einhelligen Ansicht aus Industrie und Forschung, diese Fertigkeit sei wichtig bis sehr wichtig. Ähnliche Noten erhalten Themen wie Ergonomie und Management. Selbst die Designkenntnisse, also die Techniken, Systeme so zu bauen, dass sie sicher und gut weiterzuentwickeln sind, mögen die Personalverantwortlichen nur mit ausreichend bewerten.

„Die Studie ist nicht repräsentativ“, relativiert Coldewey das Ergebnis, aber sie bestätige die Erfahrungen, die er als Berater täglich in der Praxis mache: „Selbst guten Absolventen muss man erst einmal die Grundlagen unseres Handwerks beibringen“. Immerhin: Zumindest 4 Fachhochschulen bieten ihren Studenten moderne Lehrverfahren wie Workshops an. Die Industrievertreter beurteilten die Berufsanfänger noch immer mit gut bis sehr gut dort, wo die deutsche Forschung in den 60er und 70er Jahren des vorigen Jahrhunderts führend war, etwa in Algorithmen und Datenstrukturen. Vor zehn oder 15 Jahren entstandene Gebiete schnitten aber auffallend schlecht ab, wie z. B. Techniken zum fehlerfreien Umbau von Software. Zudem schätzt die Industire in diesen Bereichen die Themen wichtiger ein, als die Universitäten. „Mit diesen Ergebnissen können wir mit Mühe die Bedürfnisse der heimischen IT befriedigen, aber nicht an der Weltspitze mithalten. Sollten sich die Aussagen in einer repräsentativen Studie bestätigen, droht unseren Universitäten die Gefahr, neue Entwicklungen nicht zu treiben, sondern von Ihnen abgehängt zu werden.“, resümiert Coldewey.

Am Montag gibt es dann einen ersten Gesamtüberblick über die Ergebnisse und im OBJEKTspektrum 5/09 einen ausführlicheren Beitrag dazu.