Auf den XPDays in Hamburg stellte die Pychologin Maud Winkler das Tuckman-Modell der Teamentwicklung vor (genau genommen, das erweiterte Tuckman-Modell von Eberhard Stahl, das dieser in seinem Buch „Dynamik in Gruppen“ vorstellt):
- Forming
- Storming
- Norming
- Performing
- Reforming
Die vierte Phase ist die produktivste Phase (wobei man hier vorsichtig sein muss, diese Phase nicht als konfliktfrei zu verstehen, nur werden hier Konflikte produktiv genutzt). Das Durchleben der anderen Phasen ist jedoch notwendige Voraussetzung dafür, dass das Team bei Performing gut arbeitet. Nicht erledigte Aufgaben aus den vorigen Phasen bleiben als Störfaktoren liegen und behindern das Team in der Arbeit. Um das Modell halbwegs realistisch zu gestalten, hat Eberhard Stahl das ursprüngliche Modell um eine iterative Komponente erweitert, die von Frau Winkler sehr betont wurde.
Dieses Modell erlaubt einen interessanten Blick auf agil geführte Teams. In diesen Teams werden regelmäßig Retrospektiven abgehalten, in denen sich das Team in eine Reflexionsphase begibt. Im Sinne des erweiterten Tuckman-Modells wird das Team also in regelmäßigen Abständen wieder in die Reformingphase „gestürzt“, die im Rahmen der Retrospektive bis zum Norming geführt wird. So werden sachliche und zwischenmenschliche Probleme auf einen klaren Zeitpunkt konzentriert, statt ständig im Untergrund zu rumoren.
Das bedeutet aber auch besondere Anforderungen an die Kompetenz des Moderators einer Retrospektive: Wer hier die Teamsituation falsch einschätzt oder angezeigte Interventionen unterlässt oder überspitzt, bewirkt bestenfalls, dass die „unproduktiven“ Phasen während der Retrospektive nicht abgeschlossen werden und das Team weiter behindern. Schlimmstenfalls wird das Team gesprengt. Hier hilft ein erfahrener externer Moderator, der auch über den dafür notwendigen psychologischen Werkzeugkasten verfügt.
(Um einer Kritik an dem Modell zuvorzukommen, die Joseph Pelrine auf der Konferenz geäußert hat: Das Modell versucht weder einen Prozess zu beschreiben, noch erhebt es den Anspruch auf einzige Wahrheit. Es dient lediglich dazu, Anhaltspunkte für geeignete Intervention eines Leiters oder Moderators zu geben. Es ist also kein „RUP der Teamdynamik“, sondern eben „nur“ ein psychologisches Modell, das ähnlich wie die einschlägigen Kommunikationsmodelle in bestimmten Situationen helfen kann, die aktuelle Situation zu verstehen. Zudem scheint mir das erweiterte Tuckman Modell wesentlich realistischer, als das recht lineare Original, auf das sich Joseph bezog).