Der SPIEGEL zum Erfolg von Extreme Programming bei Microsoft

Allen, die agile Entwicklung noch immer für eine Absurdität unprofessioneller Hobbyentwickler und Hippies halten, sei der Artikel „Windows aus der Asche“ aus dem aktuellen SPIEGEL empfohlen, der auch auf SPIEGEL-Online verfügbar ist. Der Beitrag berichtet, wie Microsoft für die Entwicklung von Windows 7 konsequent auf Extreme Programming gesetzt hat („Von nun an, so viel stand fest, sollte der Kunde treiben“ und „in ganzen Abteilungen sitzen die teuren Programmierer nicht mehr allein, sondern paarweise vor den Monitoren“; „Beginne mit dem Machbaren, dann füge Stück für Stück hinzu. Und immer gleich gründlich testen!“) und welche Auswirkungen das hatte: „Plötzlich kommen der Reihe nach Produkte heraus, die den fast ungeteilten Beifall der Fachwelt finden“, und Brad Silverberg, Entwicklungsleiter von Windows 95, stellt fest: „Zum ersten Mal seit langer Zeit sind die Leute wirklich entzückt von neuen Microsoft-Produkten.“ Auch Qualität und Terminplanung wurden beeinflusst: „Windows 7 […] ist nun nach kaum zwei Jahren fast fertig. Und der Start wurde schon zweimal vorverlegt, zuletzt auf den 22. Oktober.“

Ich denke, damit dürfte die Brauchbarkeit agiler Verfahren auch für große und schwierige Projekte endgültig empirisch gezeigt sein. Anders formuliert, agile Entwicklung ist jetzt nicht mehr nur Sache der Pioniere, sondern wird nach und nach zum entscheidenden Wettbewerbsvorteil — ein Vorteil, den vor Microsoft auch schon Google, Amazon und ebay genutzt haben.

Ich hoffe nur, dass die deutsche IT-Industrie hier nicht wieder durch „aktives Zuwarten“ den Zug verpasst und weitere Arbeitsplätze gefährdet, sondern erkennt, dass es höchste Zeit wird, sich umfangreiches Know-How und Praxis angzueignen. Es ist schließlich wesentlich einfacher, die Organisation noch umzustellen, solange man das nach eigenem Zeitplan machen kann, als wenn man von der Konkurrenz vor sich her getrieben wird.

3 Gedanken zu „Der SPIEGEL zum Erfolg von Extreme Programming bei Microsoft

  1. der Artikel ist wirklich hochinteressant, ich teile Deine Einschätzung als auch die Befürchtung betreffend der deutschen Software Industrie

  2. …ich mach ja schon…gib mir noch drei Sprints 😉

    Nein im Ernst, ich denke Deine Formulierung „agile Entwicklung ist jetzt nicht mehr nur Sache der Pioniere, sondern wird nach und nach zum entscheidenden Wettbewerbsvorteil“ trifft den Nagel auf den Kopf!

    Ich erinnere mich noch an die kühnen Behauptungen, der Produktivitätsunterschied in der SW-Entwicklung könne bis zu 20 betragen (erinnere mich ad hoc nicht an die Quelle – TDM?). Nicht 20%, sondern das 20fache. Auf deutsch: 5 Mann leisten so viel wie 100. Ich habe immer gegrübelt, wie man so was schafft. So langsam lichtet sich der Nebel. Natürlich, es gehört noch etwas mehr dazu als „lediglich“ richtig gelebte Agilität. Aber es ist ein ungeheurer Hebel, der auch die anderen Bereiche (Handwerkliche Fähigkeiten,Tooleinsatz etc.) voranbringt.

  3. Na endlich! Jetzt ist Agilität wirklich Mainstream! Ich freue mich, auch für meine Kunden! Sie werden es jetzt etwas leichter haben, mir zu glauben, wenn ich mal wieder argumentiere, dass Agilität einen echten Vorteil bringt.

    Arne, bezüglich Produktivitätsunterschied in der SW-Entwicklung: Hier hat Jeff Sutherland einiges geschrieben und belegt es immer wieder auch durch Studien.

    Danke Jens, für den Hinweis auf den Artikel!
    Gruß
    Matthias

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